Die Ergebnisse der Wachstumsstudie 2013 auf einen Blick

Motivation für diese Studie war die Frage, was wachstumsstarke Unternehmen von jenen unterscheidet, die wenig oder gar nicht wachsen. Dazu wurden 135 Führungskräfte aus der deutschen und österreichischen mittelständischen Industrie befragt um herauszufinden, was letztendlich Unternehmen mit profitablem Umsatzwachstum in den letzten drei Jahren (2010 bis 2012) von Unternehmen unterscheidet, die dieses nicht erreichen. Diese Forschungsarbeit wurde in Kooperation mit dem Institut für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz im April 2013 durchgeführt.


MCG Wachstumsstudie 2013

Klare strategische Ausrichtung

Außer Diskussion steht die Frage der Bedeutung einer klaren strategischen Ausrichtung. Alle Wachstumskaiser (Umsatzwachstum größer 10%) haben eine klare strategische Ausrichtung. Die Richtung der Strategie spielt dabei allerdings eine untergeordnete Rolle. So kann eine Organisation sowohl mit einer klar ausgeprägten Customer Intimacy (beste Kundenbeziehungen) genauso erfolgreich sein, wie ein Unternehmen das auf Operational Excellence (Preisführerschaft) setzt oder auf Product Excellence (Produktführerschaft). In der hier vorliegenden Studie setzen 40% auf Customer Intimacy, 17% auf Operational Excellence und 43% auf eine Product Excellence Strategie. Abschließend bleibt zum Thema Strategie festzuhalten, dass eine klare Strategie eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für ein hohes Wachstum ist.

Kraftfelder starken Wachstums

In unserer Studie haben wir 20 Faktoren gefunden, in denen sich wachstumsstarke Unternehmen von den anderen signifikant unterscheiden. Zum besseren Verständnis haben wir sie in sechs Kraftfelder gegliedert.

1. Starkes Sales & Marketing Management


Als wichtigste Komponente hat der Bereich „Sales & Marketing“ mit einem Beitrag von rd. 37% den größten Einfluss auf Wachstum. Gerade in einem Umfeld, das geprägt ist von hoher Wettbewerbsintensität, wie dies in gesättigten Märkten der Fall ist, ein klares Votum für eine starke, effiziente Vertriebsmannschaft, die durch permanente Qualifizierung und intensive Neukundenakquisition das Unternehmen voran bringt. Ebenfalls von großer Bedeutung ist die intensive Auseinandersetzung und Optimierung der Vertriebsstrukturen und -kanäle (national und international) sowie eine starke Anwendungstechnik bzw. ein starkes Produktmanagement um Kundenanforderungen bestmöglich zu verwirklichen. Einen Spezialfall stellt der Eintritt in Emerging Markets dar. So kann nachgewiesen werden, dass überproportional viele wachstumsstarke Unternehmen auf Emerging Markets setzen. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass hier die Branche einen wesentlichen Einfluss hat. So gibt es natürlich auch wachstumsstarke Unternehmen, für die Emerging Markets keine oder nur geringe Bedeutung haben.

2. Schnelle Innovation


Als zweitwichtigste Komponente wurde der Bereich „Innovation“ mit einem Beitrag von rd. 24% erkannt. Hier stellt sich vor allem die Anzahl von Produktinnovationen und der „First Mover“ Effekt, also neue Produkte als Erster auf dem Markt zu lancieren, als wesentlich dar. Die Leistungscharakteristika der Produkte/Leistungen sind zwar auch von Bedeutung, allerding nur dahingehend, dass sie nicht unter dem Niveau der Wettbewerber liegen dürfen. Für eine klare Differenzierung vom Wettbewerb und damit verbundenem Markterfolg sind die Leistungsmerkmale der hier untersuchten Unternehmen zu gering ausgeprägt. Auffallend ist weiters, dass wachstumsstarke Organisationen mit der Qualität und dem Output des Innovationsprozesses weniger zufrieden sind als der Durchschnitt, was auch auf ein höheres Anspruchsniveau zurückzuführen sein kann.

3. Moderne Operations


Als drittwichtigste Komponente stellt sich der Bereich „Operations“ dar. Hier geht es einerseits um die Geschwindigkeit der Auftragsabwicklung, die zumindest auf Konkurrenzniveau liegen muss, aber auch um den Einsatz moderner Prozesstechnologien und um die Wertschöpfungstiefe. Zwar konnte kein Zusammenhang zwischen Wertschöpfungstiefe und Umsatzwachstum nachgewiesen werden, allerdings sehr wohl auf das Marktanteilswachstum. So weisen Unternehmen mit einer Vergrößerung der Wertschöpfungstiefe eher ein Marktanteilswachstum auf als Unternehmen mit einer Verringerung der Wertschöpfungstiefe.

4. Konsequente Führung (Leadership)


Mit einem Anteil von rund 10% ist der Bereich „Leadership“ die viertwichtigste Komponente. Hier zeigen sich vor allem Unterschiede zwischen wachstumsstarken und -schwachen Organisationen bei der Qualität der gesamten Führungsmannschaft hinsichtlich der Eigenschaften kommunikativ, durchsetzungsstark, entscheidungsfreudig, belastbar und visionär. Ein weiterer Punkt im Rahmen von Leadership ist auch das Ziehen von Konsequenzen, falls vereinbarte Maßnahmen nicht durchgeführt werden. Allerdings ist diese Konsequenz in dieser Untersuchung nur unterdurchschnittlich ausgeprägt. Dies gilt sowohl bei durchschnittlichen als auch bei wachstumsstarken Unternehmen.

Interessant ist, dass auf die Frage nach dem Einfluss des CEOs auf das Unternehemnswachstum alle Befragten einen starken Einfluss attestierten. D.h. sowohl wachstumsstarke als auch wachstumsschwache Organisationen sind der Meinung, dass der CEO wichtig für das Unternehmenswachstum ist. Das heißt allerdings im Umkehrschluss, dass der CEO alleine nicht entscheidend für hohes oder nur durchschnittliches Wachstum ist.

5. Hohe Umsetzungsqualität


Eng verbunden mit „Leadership“ kann auch der Bereich „Umsetzungsqualität“ (Beitrag rd. 9%) verstanden werden. Im Rahmen dieser Studie konnte nachgewiesen werden, dass wachstumsstarke Unternehmen viel häufiger die für Wachstum richtigen Projekte auswählen und auch die Zielerreichung häufiger stattfindet.

6. Ausreichende finanzielle Ressourcen


Abschließend müssen auch noch die finanziellen Ressourcen erwähnt werden. Diese zeigen einen Beitrag von rd. 4%. Wachstumsstarke Organisationen sind hinsichtlich der Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen um Wachstum sicherzustellen noch zufriedener als durchschnittliche Unternehmen.

Glück

Externe Faktoren wie allgemeine konjunkturelle Lage, Gesetzesänderungen, Wettbewerbsintensität können natürlich Unternehmenswachstum positiv oder negativ beeinflussen, ohne dass das Unternehmen darauf Einfluss hat. Daniel Kahnemann, Wirtschaftsnobelpreisträger, postuliert in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ folgende Erfolgsformel:

Erfolg = Talent + Glück
Großer Erfolg = ein wenig mehr Talent + viel Glück.